Was Sie über diese chronische Krankheit wissen sollten

Vielleicht haben Sie es selbst erlebt: Sie haben über längere Zeit zugenommen, vielleicht immer wieder versucht abzunehmen – und trotzdem fällt es Ihnen schwer, Ihr Gewicht dauerhaft zu reduzieren. Vielleicht stoßen Sie im Alltag auf Unverständnis, bekommen gut gemeinte, aber oberflächliche Ratschläge wie „Essen Sie einfach weniger“ oder „Bewegen Sie sich mehr“. Doch wenn es so einfach wäre, hätten Sie es wahrscheinlich längst getan.

Was viele Menschen nicht wissen: Adipositas (starkes Übergewicht) ist eine chronische Krankheit. Sie hat viele Ursachen, entwickelt sich meist über Jahre und erfordert oft eine langfristige, professionelle Behandlung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Adipositas deshalb ganz bewusst als eigenständige Krankheit anerkannt – und das ist ein wichtiger Schritt für mehr Verständnis.

Was bedeutet Adipositas?

Adipositas bedeutet, dass der Körper über einen längeren Zeitraum mehr Fett gespeichert hat, als gesund ist. Der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) ist ein grober Richtwert: Ein BMI ab 30 gilt als Adipositas. Doch entscheidender als Zahlen ist, was das Gewicht langfristig mit dem Körper und dem Wohlbefinden macht.

Adipositas ist nicht einfach eine Folge von „zu viel essen“. Sie entsteht durch ein Zusammenspiel vieler Faktoren:

  • Genetische Veranlagung – bei manchen Menschen liegt das Risiko von Geburt an höher.
  • Stoffwechsel und Hormone, die das Körpergewicht beeinflussen.
  • Psychische Belastungen, z. B. Stress, Depressionen oder traumatische Erlebnisse.
  • Bewegungsmangel, der oft nicht aus Faulheit, sondern aus Schmerzen, Erschöpfung oder psychischen Gründen entsteht.
  • Medikamente oder andere Krankheiten, die das Gewicht beeinflussen.
  • Soziale Faktoren, etwa geringe finanzielle Mittel oder fehlender Zugang zu gesunder Ernährung.

Kurz gesagt: Adipositas ist eine ernstzunehmende Erkrankung, keine persönliche Schwäche.

Was bedeutet „chronisch“ – und warum ist das wichtig?

Chronisch bedeutet, dass es sich um eine langfristige Erkrankung handelt – ähnlich wie Diabetes oder Bluthochdruck. Adipositas verschwindet nicht einfach durch eine Diät oder eine Phase intensiver Bewegung. Es braucht ein ganzheitliches Verständnis, Geduld und oft eine Kombination aus verschiedenen Therapieformen.

Dass Adipositas eine chronische Krankheit ist, bedeutet auch: Sie verdienen medizinische Hilfe und Unterstützung – wie bei jeder anderen Erkrankung auch.

Welche Folgen kann Adipositas haben?

Vielleicht spüren Sie bereits körperliche Beschwerden – vielleicht noch nicht. Doch unbehandelt kann Adipositas Ihre Gesundheit langfristig gefährden:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall
  • Diabetes Typ 2
  • Gelenkschmerzen, insbesondere in Knien und Hüften
  • Schlafapnoe (Atemaussetzer im Schlaf)
  • Hormonelle Störungen und verminderte Fruchtbarkeit
  • Ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebserkrankungen
  • Psychische Belastungen wie Depressionen, Ängste oder Essstörungen

Diese Auswirkungen betreffen nicht nur den Körper, sondern oft auch das seelische Gleichgewicht.

Wie fühlt sich das Leben mit Adipositas an?

Neben den gesundheitlichen Aspekten sind es oft die sozialen und emotionalen Belastungen, die schwer wiegen. Vielleicht kennen Sie diese Erfahrungen:

  • Abwertende Blicke oder Kommentare, sei es in der Öffentlichkeit oder im familiären Umfeld.
  • Mobbing, das oft schon in der Kindheit oder Jugend beginnt.
  • Diskriminierung im Berufsleben, etwa bei Bewerbungen oder Beförderungen.
  • Unfaire Behandlung in der medizinischen Versorgung, weil das Gewicht vorschnell als Ursache aller Beschwerden gesehen wird.
  • Scham- und Schuldgefühle, obwohl Sie nichts „falsch“ gemacht haben.

Solche Erfahrungen können tief verletzen. Sie führen nicht selten dazu, dass Betroffene sich zurückziehen, an sich zweifeln oder den Mut verlieren, Hilfe zu suchen. Doch: Sie tragen keine Schuld an Ihrer Erkrankung – und Sie haben das Recht auf einen respektvollen, wertschätzenden Umgang.

Was kann Ihnen helfen?

Die Behandlung von Adipositas ist so individuell wie jeder Mensch. Es gibt keinen „einzig richtigen“ Weg – aber viele hilfreiche Bausteine:

  • Ernährungsberatung, die auf Ihre Lebensrealität abgestimmt ist
  • Bewegung, die machbar und motivierend ist, nicht überfordernd
  • Psychologische Unterstützung, um mit emotionalem Essen oder seelischem Stress umzugehen
  • Medikamentöse Therapien, wenn sie sinnvoll sind
  • Chirurgische Eingriffe, z. B. Magenverkleinerung, in schweren Fällen
  • Endoskopische Maßnahmen, z. B. das Einsetzen eines Magenballons oder eine endoskopische Magenverkleinerung, wie sie hier auf dieser Webseite näher beschrieben ist

Wichtig ist: Sie müssen diesen Weg nicht allein gehen. Es gibt spezialisierte Ärztinnen und Ärzte, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen, die Sie unterstützen können – ohne Vorurteile, aber mit Fachwissen und Verständnis.

Ein letzter Gedanke: Sie sind mehr als Ihr Gewicht

Vielleicht fühlen Sie sich manchmal machtlos, erschöpft oder frustriert. Vielleicht haben Sie schon viele Versuche unternommen und sind jedes Mal wieder gescheitert. Das macht Sie nicht schwach – es zeigt, wie viel Kraft Sie bereits aufgebracht haben.

Adipositas ist eine Krankheit. Sie sind nicht allein, und Sie verdienen Hilfe, Respekt und faire Chancen. Nicht „irgendwann, wenn Sie abgenommen haben“ – sondern jetzt.

Wenn Sie möchten, unterstütze ich Sie gern bei den nächsten Schritten: mit Informationen zu Therapieangeboten, Tipps für den Alltag oder einfach einem offenen Ohr. Sagen Sie mir, was Sie brauchen.